Meine Chefin ist seit über zehn Jahren in diesem Gewerbe in Australien tätig. Die meisten Kunden sind Stammkunden mit strikten Reinigungsanforderungen. Meine Chefin ist sehr ernst und übellaunig: Mit ihren Angestellten spricht sie immer in einem strengen Ton und wenn diese etwas falsch machen, schimpft sie sie sofort und ohne mit der Wimper zu zucken aus. Die Sorge beschimpft oder entlassen zu werden, versetzte mich in permanente Angstzustände, sodass ich jeden Tag meine gesamte Aufmerksamkeit auf meine Aufgaben richtete.
Eines Tages brachte uns meine Chefin zum Saubermachen in das Haus eines wohlhabenden Mannes. Bevor wir das Haus betraten, wurden wir ermahnt, unsere Arbeit mit Vorsicht auszuführen, da die Einrichtung in diesem Haus äußerst exquisit und teuer war. Ihr ernstes Gesicht machte mich nervös. Aus Sorge etwas kaputt zu machen, das ich nicht bezahlen könnte, putzte ich jede Ecke in jedem Raum und staubte jeden Gegenstand ganz behutsam ab. Dennoch passierte das, wovor ich mich am meisten fürchtete: Als ich einen Schalter an der Wand abstaubte, fiel die Glasabdeckung plötzlich herunter. Ich versuchte schnell sie aufzufangen, schaffte es aber nicht mehr. Ich sah mich völlig entgeistert um und brach in kaltem Schweiß aus. Ich dachte, es wäre um mich geschehen. Als ich die Abdeckung aufhob, stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass sie ganz und in Ordnung war. Ich war erleichtert und zu dem Zeitpunkt dachte ich: „Die Qualität dieser Abdeckung muss wirklich hochwertig sein. Sie ist auch nach dem Sturz aus dieser Höhe immer noch intakt.“ Dann habe ich die Abdeckung wieder vorsichtig auf dem Schalter angebracht. Ich war sehr froh, dass alles genauso aussah wie vorher und so setzte ich meine Arbeit fort.
In der nächsten Woche fuhren wir zur gleichen Zeit zum Haus zurück und gingen nach dem Putzen wieder. Auf dem Weg zum nächsten Kunden sagte meine Chefin ganz verwundert: „Komisch. Normalerweise bezahlt er immer alle zwei Wochen. Warum hat er dieses Mal nicht bezahlt? Ich ruf ihn an.“ Nur kurz darauf gerieten sie beide in eine Auseinandersetzung am Telefon. Ich überhörte, dass etwas zerbrochen war, mein Herz schien still zu stehen und ich dachte nur: „Geht es um die Glasabdeckung? War sie doch nicht mehr in Ordnung als ich sie aufhob? Oh weh, sollte es sich wirklich um die Abdeckung handeln, bin ich in echten Schwierigkeiten.“ Die hörbare Empörung in der Stimme meiner Chefin jagte mir Angst ein und ich traute mich nicht, etwas zu sagen. Etwas später schickte der Kunde meiner Chefin ein Foto. Der Anblick des Fotos verschlug mir die Sprache. Es war die Abdeckung, allerdings voller Glassprünge. Meine Chefin nahm wohl an, dass der Kunde Geld von ihr erzwingen wollte und so wurde sie lauter am Telefon. Die ganze Situation machte mir Angst und meine Gedanken waren völlig durcheinander: „Das ist meine Schuld. Soll ich ihr die Wahrheit sagen oder nicht? Wenn nicht, wird Gott mich hassen und ich finde keinen Frieden mehr. Dazu könnte meine Chefin diesen Kunden und Geld verlieren. Aber, wenn ich die Wahrheit sage, wird mich meine übellaunige Chefin definitiv sofort entlassen.“ Dieser Gedanke war so beunruhigend, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte.
Als wir beim nächsten Kunden ankamen diskutierte meine Chefin immer noch aufgeregt mit dem vorigen Kunden. Schuldig und voller Sorge ging ich ganz beunruhigt nach oben. Und dann habe ich gebetet: „Gott! Ich habe große Angst und fühle mich verantwortlich, weil ich diejenige war, die die Abdeckung zerbrochen hat. Ich sollte ihr die Wahrheit sagen. Aber ich habe Angst, deswegen entlassen zu werden und nicht länger für meinen Lebensunterhalt sorgen zu können. Abgesehen davon fürchte ich, dass, wenn sich meine Chefin weiterhin mit dem Kunden zankt, sie in große Schwierigkeiten und vielleicht sogar in einen Rechtsstreit geraten könnte. Gott! Ich fühle mich gerade ganz schwach und habe Angst. Was soll ich nur tun?“
Nachdem ich zu Gott gebetet hatte, dachte ich urplötzlich an eine Stelle von Gottes Worten: „In jeder Stufe des Werkes, das Gott in den Menschen vollbringt, scheint es sich äußerlich um Interaktionen zwischen Menschen zu handeln, als ob sie aus menschlichen Maßnahmen oder aus menschlicher Einmischung entstanden wären. Aber hinter den Kulissen ist jede Stufe des Werkes und alles, was geschieht, eine Wette, die Satan vor Gott eingeht, und macht es erforderlich, dass die Menschen in ihrem Zeugnis für Gott standhaft bleiben. Nehmen wir beispielsweise, als Hiob geprüft wurde: Hinter den Kulissen ging Satan eine Wette mit Gott ein, und was Hiob geschah, waren die Taten der Menschen und die Einmischung der Menschen. Hinter jedem Schritt, den Gott in euch macht, ist Satans Wette mit Gott – hinter all dem ist ein Kampf. … Somit ist in allem, was dir begegnet, ein Kampf, und wenn es einen Kampf in dir gibt, wirkt Gott dank deiner tatsächlichen Zusammenarbeit und deines tatsächlichen Leidens in dir. Letztendlich bist du in der Lage, diese Angelegenheit in dir beiseite zu schieben, und die Wut wird natürlicherweise ausgelöscht. Dies ist die Wirkung deiner Zusammenarbeit mit Gott. Alles, was Menschen tun, verlangt von ihnen, dass sie bei ihren Bemühungen einen bestimmten Preis zahlen. Ohne tatsächliche Not können sie Gott nicht zufriedenstellen, sie kommen noch nicht mal in die Nähe der Zufriedenstellung von Gott, und du gibst nur leere Parolen von dir. Können diese leeren Parolen Gott zufriedenstellen? Wenn Gott und Satan in der geistlichen Welt kämpfen, wie solltest du Gott zufriedenstellen, und wie solltest du in deinem Zeugnis für Ihn standhaft bleiben? Du solltest wissen, dass alles, was dir passiert, eine große Prüfung ist, und der Zeitpunkt, wenn Gott dich braucht, um Zeugnis abzulegen.“
Als ich über Gottes Worte und was mir passiert war nachdachte, verstand ich, dass es eine Prüfung von Gott war. Ich war mit der Wahl zwischen meinen eigenen Interessen und der Wahrheit konfrontiert, von der Gott wollte, dass ich sie vertrat. Sowohl Gott als auch Satan verfolgten mein Verhalten und meine Entscheidung. Als ich meine Gedanken und Ideen in dieser Situation widerspiegelte, wurde mir bewusst, dass ich durch meine egoistische Art immer meine eigenen Interessen verfolgt hatte. Ich hatte Angst davor, die Wahrheit zu sagen und deswegen von meiner Chefin beschimpft zu werden, vor den anderen mein Gesicht zu verlieren oder sogar entlassen zu werden und meine Einnahmequelle zu verlieren. Und als meine Chefin mit dem Kunden diskutierte und ihre Unschuld beteuerte, hielt mich diese Angst davon ab, tapfer zu sein und meinen Fehler zuzugeben. Ich war wirklich richtig egoistisch und erbärmlich. Weil ich daran gescheitert war, für Gott standhaft zu bleiben, befand ich mich nun in Dunkelheit, konnte Gott nicht wahrnehmen und fühlte mich im Herzen bestraft und getadelt. Es war Gottes gerechte Disposition, die Seine Wirkung auf mich zeigte.
In diesem Moment erschienen mir die folgenden Worte ganz deutlich: „Du musst ... ehrlich und aufrichtig sein. Sprich und handle in Übereinstimmung mit den Tatsachen und sei jemand, der offen und korrekt ist.“ Ich danke Gott für diese Aufklärung und Seine Führung, wodurch ich eines verstand: Gott hofft, dass wir offen und korrekt sein können sowie ehrlich und aufrichtig handeln können. Nur die Menschen, die offen und aufrichtig sind, sowie sich unbesorgt und friedlich im Inneren fühlen, werden von Gott gesegnet. An diesem Tag war es Gottes Fügung mich durch diese Umstände innerlich zu reinigen und mein verdorbenes Verhalten zu ändern. Er ermöglichte mir, ein ehrlicher Mensch zu werden. Ich musste also meine eigenen Interessen zurückstellen, aufhören mich vor dem Verlust meines Ansehens zu sorgen und die Verantwortung für meine Taten übernehmen. Auch wenn meine Chefin mich entlassen würde, musste ich ihr die Wahrheit sagen. Mit diesen Gedanken atmete ich noch einmal tief ein und wandte mich still und in meinem Herzen zu Gott: „Mögest Du mir Vertrauen und Kraft geben. Mögest Du mir die Worte geben, die ich sprechen soll.“
So ging ich zu meiner Chefin. Der Anblick ihres wütenden Gesichts flößte mir immer noch etwas Angst ein. Ich betete noch einmal zu Gott und bat um Kraft und so erhielt ich den Mut, ihr zu sagen: „Ich war es, die die Abdeckung zerbrochen hatte. Als sie herunterfiel, dachte ich, sie müsse kaputt gegangen sein, aber als ich sie aufhob, war sie noch ganz und intakt. Deswegen habe ich sie wieder auf den Schalter gesetzt und fuhr mit der Arbeit fort ohne Ihnen Bescheid zu sagen. Ich hatte nicht gedacht, dass die Abdeckung kaputt gegangen wäre. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen diese Umstände beschert habe. Ich bin bereit, für den Schaden aufzukommen.“ Nach diesen Worten fühlte ich mich ziemlich entspannt und wartete auf ihre wütende Antwort.
Zu meiner Überraschung war sie nicht sauer auf mich, sondern atmete nur tief durch und sagte zu mir: „Fang, du warst das also! Die Abdeckung ist wegen der hochwertigen Qualität nicht sofort zerbrochen und wurde so hergestellt, dass sie allmählich zersplittern würde. Wie dem auch sei. Ich werde den Kunden um Entschuldigung bitten und sehen, was zu tun ist. Geh zurück an die Arbeit und sei von jetzt an vorsichtiger.“ Als ich das hörte, konnte ich meinen Ohren kaum trauen. Ich hatte gedacht, sie würde mich wie immer ausschimpfen und dass ich zumindest die Abdeckung bezahlen müsste, auch wenn sie mich nicht entlassen würde. Dann verstand ich, dass Gott das alles getan hatte. Dass ich Gottes Werke sehen durfte, erfreute mich sehr und ich fühlte mich glücklich, ruhig und voller Frieden, den ich durch meine Ehrlichkeit erlangen durfte. Ich dankte und lobpreiste Gott still in meinem Herzen.
Kurz darauf brachte uns meine Chefin wieder wie gewöhnlich zum Saubermachen in das Haus. Nachdem ich diesen Fehler begangen hatte, arbeitete ich noch vorsichtiger als je zuvor: Ich ging mit wertvollen Gegenständen behutsamer um und sagte mir oft: „Ich darf meine Chefin nicht noch einmal in Schwierigkeiten bringen.“ Als ich jedoch eine filigrane Schreibtischlampe abwischte, fielen der Lampenschirm und die Glühbirne unverhofft vom Schreibtisch runter und zu Boden und die Glühbirne zerbrach. Der Anblick der Scherben ließ mich fassungslos. „Das Drama vom letzten Mal hat sich gerade erst gelegt und jetzt passiert mir das Gleiche schon wieder. Wie soll ich das bloß meiner Chefin erklären? Wird sie mir erneut vergeben?“ Ich war ganz nervös und verunsichert und wusste nicht, was ich machen sollte. Plötzlich dachte ich daran, was beim letzten Mal passiert war und begriff, dass das was geschehen war, Gottes Wille war. Ich habe mich also direkt an Gott gewandt: „Mein lieber Gott! Heute ist mir wieder das gleiche Missgeschick passiert. Wie soll ich damit umgehen?“
Nach dem Beten kamen mir die Worte Gottes in den Sinn: „Aber in Wirklichkeit ist diese Angelegenheit eine Lektion, für die du lernen solltest, eine Lektion darüber, wie man Gott fürchtet, darüber, wie man das Böse meidet. Worüber du dir außerdem noch mehr Gedanken machen solltest, ist zu wissen, was Gott tut, wenn diese Angelegenheit aufkommt, um dich zu konfrontieren. Gott ist dicht an deiner Seite, beobachtet jedes einzelne deiner Worte und jede einzelne deiner Taten, beobachtet deine Handlungen, deinen Gesinnungswandel – das ist Gottes Wirken. … Immer wenn Gott einen Umstand für dich veranlasst, beobachtet Er heimlich, schaut auf dein Herz, schaut auf deine Gedanken und Überlegungen, betrachtet, wie du denkst, betrachtet, wie du handeln wirst.“
Als ich über Gottes Worte nachdachte, wurde mir eines klar: In jeder Situation, die sich mir stellt, ganz gleich wie groß oder klein, gut oder schlecht die Situation ist, ich sollte immer ehrlich sein. Als ich beim letzten Mal nicht sofort die Wahrheit gesagt hatte, wurde ich zum Opfer der Täuschungen des Teufels und war ganz verzweifelt. Als die gleiche Situation dann wieder passierte, hatte ich Sorge um mein Ansehen und verfolgte wieder meine eigenen Interessen. Gott sieht alles. Er beobachtet meine Gedanken sowie Erwägungen und sieht jede meiner Handlungen. Er sieht, ob ich mein eigenes Verlangen nach Ansehen zurückstellen kann, um ehrlich und aufrichtig zu sein.
Dann dachte ich daran, wie unser Herr Jesus Christus einmal sagte: „Wahrlich ich sage euch: Es sei denn, daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen“ (Matthäus 18,3). Gott ist heilig, deswegen können nur diejenigen Sein Himmelreich betreten, die einfach und ehrlich sind. Aber weil wir vom Teufel verdorben wurden, sind wir egoistisch und hinterlistig geworden. Um unsere eigenen Interessen zu verfolgen, trauen wir uns nicht einmal ein wahres Wort zu sprechen. Wie können also Menschen wie wir das erhalten, was Gott uns versprochen hat und Sein Himmelreich betreten?
Gott sei Dank! Als ich Gottes Willen verstanden hatte, schien mich eine Welle von unendlicher Kraft zu überkommen, um meinen Fehler mutig zuzugeben. Ich wusste, dass zur Ehrlichkeit nicht nur das Zugeben von Fehlern gehörte, sondern auch, dass ich meine verdorbene Veranlagung überwinden und wie ein ehrlicher Mensch leben muss. Was auch passieren würde, ich war bereit für diese Sache die Verantwortung zu übernehmen. Und so ging ich zu meiner Chefin und gestand ihr ehrlich meinen Fehler. Zu meiner Überraschung sagte sie sanft zu mir: „Das ist in Ordnung, Fang. Der Lampenfuß und der Lampenschirm waren schon kaputt. Das hatte ich dir vorher nicht gesagt. Wir müssen also nur eine neue Glühbirne kaufen und einsetzen. Ich sage es dem Hausbesitzer. Führ deine Arbeit fort und räum die Scherben auf.“ Die Worte meiner Chefin versetzten mich in Erstaunen, aber ich fing mich schnell wieder ein. In diesem Moment hatte ich plötzlich eine Erkenntnis: Das alles ist für mich eine Prüfung. Alle Dinge dienen sich gegenseitig, um den Menschen, die Gott lieben zu nutzen. Gott hat alles so gefügt, dass ich die Wahrheit über die Ehrliche erfahren durfte. Dieser Gedanke füllte mein Herz mit Dankbarkeit für Gott.
Und wie durch ein Wunder beschimpfte mich meine cholerische Chefin nach diesen beiden Ereignissen nicht mehr. Stattdessen gab sie mir die einfachsten Aufgaben sowie eine Gehaltserhöhung. Was mich am meisten freute war, dass unsere Beziehung zueinander über die Beziehung zwischen einer Chefin und ihrer Angestellten hinauslief: Sie sah mich nun als ihre sehr gute Freundin. Sehr häufig kam sie zu mir, um mir ihr Herz auszuschütten und mir von ihren Sorgen und Problemen zu berichten. Darüber hinaus brachte sie mich den Einheimischen näher und zeigte mir, wie ich mich an das Leben in Australien anpassen konnte. Sogar meine Kollegen meinten: „Fang, unsere Chefin ist so nett zu dir. Wir sind wirklich neidisch.“ Nach diesen Worten dankte ich Gott aus tiefstem Herzen. Ich wusste, dass ich das Vertrauen meiner Chefin gewonnen hatte, weil ich ehrlich war und nach Gottes Wort lebte. All das war Gottes Gnade und Segen. Gott sei Dank!
Übersetzt von Lydia Viktoria Breite